Forschungszentrum Jülich Innovationsstrategie


Transfer ist eine Aufgabe für alle

In einer Welt, die von Digitalisierung, Klimawandel und der Energiekrise geprägt ist, stehen wir vor raschen und tiefgreifenden Veränderungen. Das FZ Jülich geht voran und präsentiert Lösungen für die drängenden Herausforderungen unserer Zeit. Jülicher Wissenschaftler:innen entwickeln innovative Ansätze, um diesen Wandel aktiv zu gestalten. Aber diese Ideen müssen aus den Nischen heraus und in die Gesellschaft gelangen, und dafür brauchen sie die breite Unterstützung aller. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, diese Lösungen in die Gesellschaft zu tragen, und es erfordert den Einsatz und das Engagement jedes Einzelnen von uns.

Wie funktionieren Innovation und Transfer in der Praxis? Christian Cremer und Norbert Drewes erklären, wie man eine Strategie mit Leben füllt – und wirklich Wandel gestaltet.

Ist das Thema Transfer für das Forschungszentrum Jülich zuletzt wichtiger geworden?

Drewes: Transfer war schon immer eine unserer Aufgaben. Tatsächlich hat sie in den vergangenen Jahren aber stark an Bedeutung gewonnen. Politik und Gesellschaft fordern heute vehementer denn je von uns ein, zur Lösung großer Probleme beizutragen. Das mag daran liegen, dass wir es mit vielen drängenden Herausforderungen zu tun haben: sei es der Klimawandel, die Energiekrise oder der Strukturwandel hier bei uns vor der Haustür.

Cremer: Wir haben uns deshalb entschieden, Innovation und Transfer zu einem Kernelement unserer Arbeit zu machen. Die Veröffentlichung einer Strategie setzt dabei ein deutliches Zeichen: Wir haben ein Ziel, das Teil der Jülicher DNA werden muss.

Dr. Christian Cremer

"Der Anspruch an die Wirksamkeit von Forschung hat sich gewandelt. Es gibt immer mehr Akteur:innen, die sagen: Aus unserer Exzellenz soll etwas für die Gesellschaft werden."

Dr. Christian Cremer
Leitung des Innovation Managements

Ist die Bedeutung dieses Themas schon bei der Belegschaft angekommen?

Cremer: Auf jeden Fall. Der Anspruch der Wissenschaftler:innen an die Wirksamkeit ihrer Forschung hat sich gewandelt. Es gibt immer mehr Akteur:innen, die sagen: Aus unserer Exzellenz soll etwas für die Gesellschaft werden.

Drewes: Eine wichtige Entwicklung! Es gibt einen englischen Spruch „Culture eats strategy for breakfast“: Wenn die Kultur nicht stimmt, nützt auch die beste Strategie nichts. Wir müssen Innovationskultur wirklich leben, um herausragende Transferleistungen zu vollbringen.

Was genau verstehen Sie eigentlich unter Transfer?

Drewes: Dass wissenschaftliche Erkenntnisse in irgendeiner Form zur Anwendung kommen. Das kann eine Ausgründung sein oder ein Produkt, aber auch eine Politikberatung.

Cremer: Entscheidend ist, dass nicht nur ein kleiner Kreis Eingeweihter von bestimmten Ergebnissen profitiert, sondern dass sie in die breite Gesellschaft hineingetragen werden.

Laufen Transferprozesse heute anders ab als früher?

Cremer: In der Vergangenheit war Transfer oft Beifang. Das heißt: Es wurde geforscht und dann geschaut, ob die Erkenntnisse auch für eine Anwendung taugen. Heute denkt man das von Anfang an mit und geht strukturierter vor.

Drewes: Dazu gehört auch, dass schon früh künftige Anwender mit ins Boot kommen, um zu schauen: Was wird benötigt? Wie müsste eine Lösung aussehen, die praktikabel ist?

Wie fördern Sie solche Prozesse intern?

Cremer: Innovation beginnt in den wissenschaftlichen Instituten. Damit Forscher:innen neue Technologien oder Produkte an den Markt bringen können, brauchen sie aber Unterstützung – zum Beispiel von uns in der Unternehmensentwicklung. Wir stellen Ressourcen bereit und setzen Maßnahmen um, die die Belegschaft zum Transfer befähigen sollen.

Drewes: Ein Beispiel ist das JUICE Program. Junge Kolleg:innen können hier üben, eine Geschäftsidee zu entwickeln. Eine geplante Ausgründung, die einen neuen Malaria-Test auf den Markt bringen will, hat hier beispielsweise viel Aufwind gewonnen – und jüngst den Innovationspreis des Landes NRW.

Ein Zeichen, dass die Maßnahmen Früchte tragen!

Cremer: Das beobachten wir an vielen Stellen. Persönlich freut mich, dass auch traditionell sehr grundlagenorientierte Institute mittlerweile Transfer leben – zum Beispiel im Bereich Quantencomputing. Das zeigt, dass der Kulturwandel gelungen ist. Und dass exzellente Wissenschaft und Transfer einander nicht ausschließen. Im Gegenteil: Sie sind zwei Seiten derselben Medaille.

"Wir wollen interne Hürden abbauen – z.B. indem wir Abstimmungsprozesse erleichtern."

Dr. Norbert Drewes
Leitung der Unternehmensentwicklung

Dr. Norbert Drewes

Wie soll es künftig weitergehen?

Cremer: Wir sind auf einem guten Weg. Jetzt kommt es darauf an, die bisherigen Erfolge fortzusetzen.

Drewes: Dafür möchten wir weiter interne Hürden abbauen – zum Beispiel indem wir Abstimmungsprozesse erleichtern. Klar ist aber auch: Transfer zu leben, bleibt eine Aufgabe für alle am Forschungszentrum!

Dr. Norbert Drewes

Dr. Norbert Drewes
verantwortet die Unternehmensentwicklung am Forschungszentrum Jülich, zu der der Fachbereich „Innovation und Strategie“ gehört.

Dr. Christian Cremer

Dr. Christian Cremer
leitet den Fachbereich „Innovation und Strategie“ am Forschungszentrum Jülich und verantwortet die Innovationsstrategie.

Redaktion: Seitenplan

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Letzte Änderung: 21.02.2024